Vorwort

Mit Freude und Dankbarkeit zum Allmächtigen veröffentlichen wir das Buch "Die Rabbis von Chabad und das deutsche Judentum".

Drei Generationen von Rabbinern von Chabad wirkten besonders in den Angelegenheiten des Judentums in Deutschland, nämlich der heilige Rabbi Schalom Dovber, genannt Admor HaRaschab; sein Sohn und Nachfolger, der heilige Rabbi Josef Jizchak, genannt Admor HaRajaz und sein Schwiegersohn und Nachfolger, der heilige Rabbi Menachem Mendel, der Lubawitscher Rebbe unserer Generation, s.A.

Ungefähr fünfzig Jahre lang, - in den Jahren 1890-1940 (5650-5700) -, besuchten die Lubawitscher Rabbiner Deutschland viele Male. Der Rebbe HaRaschab und der Rebbe HaRajaz kamen manchmal nur für einige Tage, aber auch für Wochen oder Monate. Der Lubawitscher Rebbe, Menachem Mendel wohnte in den Jahren 1928-1933 (5688-5693) sogar in diesem Land, in der Stadt Berlin.

Die "offiziellen" Gründe für den Aufenthalt der Rabbiner in Deutschland waren Ruhe und Gesundheit, aber es ist offensichtlich, dass sie von vornherein Absichten hatten, Tora und Jüdischkeit unter den Juden in Deutschland zu stärken.

Ähnliches finden wir in einem Lerngespräch des Admor HaRajaz, über die Reise seines Großvaters, des Rabbi Schmuel von Lubawitsch, nach Deutschland im Jahre 1858 (5618), (Sefer Hasichot 5705, auf Hebräisch, S. 45):

"Im Jahre 1858 (5618) reiste mein heiliger Großvater Rabbi Schmuel ins Ausland. Er war damals in Italien und Deutschland. Der offizielle Grund für diese Reise war gesundheitlicher Art, aber in Wahrheit fuhr er wegen Angelegenheiten der jüdischen Gemeinschaft." …

Tatsächlich sahen es unsere heiligen Rabbiner und Hirten des jüdischen Volkes, als erhabene Aufgabe, die Mauem der Jüdischkeit in diesem Land in dem der Wind der Assimilation viele Opfer forderte, zu stärken und festigen.

Erstmals wurde auf einer Palette, nämlich in diesem Buch, eine Vielfalt von Material über dieses Thema gesammelt, von der jahrelangen intensiven Beteiligung unserer Rabbiner in allen Bereichen des jüdischen Lebens in Deutschland. Entnommen wurde dies aus Lerngesprächen unserer heiligen Rabbiner, ihren Briefen und Niederschriften, aber auch aus Briefen von deutschen Rabbinern der damaligen Zeit, und Zeugnissen sowie Erinnerungen von Chassidim.

Bei ihren Besuchen in diesem Land stellten sich unsere Rabbiner an die Seite der traditionellen Rabbiner des deutschen Judentums, um ihnen bei der Wahrung und Festigung der Jüdischkeit zu helfen, sie zu stärken und zu unterstützen.

Eng waren ihre freundschaftlichen Bande mit den hervorragenden Rabbinern des traditionellen Judentums dieser Epoche, unter anderen Rabbi Schlomo Salman Breuer, Rabbi Jaakow Rosenheim von Frankfurt, Rabbi Pinchas Hakohen von Ansbach, Rabbi Jaakow Jechiel Weinberg, Rabbi Esriel Hildesheimer, Rabbi Me'ir Hildesheimer, Rabbi Esriel Mumk von Berlin, Rabbi Jizchak Eisik Halevi von Hamburg, Rabbi Michael Hakohen von Fulda, u.a.

Durch Treffen und regen Briefwechsel waren unsere Rabbiner gut über alle Geschehnisse dieses Landes informiert.

Es sei bemerkt, dass dieses Buch hauptsächlich auf Briefen oder dem Briefwechsel unserer Rabbiner mit oder wegen der Rabbiner des deutschen Judentums basiert.

Trotzdem sind wir uns im Klaren, dass unsere Angaben nicht vollständig sind und sich mehr zugetragen hat, als wir wissen. Insbesondere, da wir nur schriftliche Beweise haben, in denen jedoch verschiedene persönliche Treffen, die mit ausgedehnter Tätigkeit in der Stärkung der Jüdischkeit verbunden waren erwähnt sind.

Zusätzlich zu der Arbeit zur Stärkung der allgemeinen Jüdischkeit in den Städten und Gemeinden Deutschlands, entnehmen wir aus den Sichot und Briefen unserer Rabbiner, dass es ihr großer Wunsch war, die Lehre des chassidischen Philosophie und dessen Wege den Juden in Deutschland zu übermitteln.

Unsere Rabbiner fanden, dass Deutschland ein fruchtbarer Boden für die Verbreitung jüdischen Wissens im Allgemeinen und der chassidischen Lehre im Besonderen sei. Der Admor HaRaschab drückte sich in einem seiner Briefe folgendennassen über die Juden Deutschlands aus: "Der Erfolg Deutschlands liegt darin, dass alle gebildete Leute sind und ihre Geschäfte führen können, und auch in allen Angelegenheiten des Landes Bescheid wissen". Und gerade, weil die Juden dieses Landes Wissenschaft und Verstand schätzen und dafür Verständnis haben, wollten unsere Rabbiner sie der Lehre des chassidischen Philosophie kosten lassen.

Obwohl die Juden in Deutschland in ihrem Charakter und Mentalität ganz anders als ihre russischen oder polnischen Brüder waren, bemühten sich die Rebbes sehr, ihnen die chassidische Philosophie näher zu bringen. Sie taten dies durch Treffen und Gespräche, durch Briefe, in denen sie die Schönheit des Lernens von Chassidut erklärten, mit Vorträgen über Chassidut in deutscher Sprache, durch Übersetzung von chassidischen Toraworten auf deutsch, und durch die Gründung einer Jeschiwa in Deutschland und mit anderen Aktivitäten.

Sie wussten ganz gut, dass die beste Medizin gegen die Assimilation, von der ganz besonders Deutschland angegriffen war, das die Lehre der Tora und der chassidischen Philosophie ist, in dessen Macht es liegt, insbesondere Wissensdurstige zu begeistern. Diese Philosophie hat die Fähigkeit, auch weit Entfernte zu der Quelle des Judentums zurückzubringen.

Im Übrigen ist zu bemerken, dass viele tiefschürfende Toragedanken des Admor HaRaschab und auch einzelne von der Serie, bekannt unter dem Namen "Hemschechim", auf deutschem Boden geschrieben wurden.

"Die Bewegung eines Zaddiks, noch mehr der Blick oder der Ton seiner Stimme, müssen einen ewig unvergesslichen Eindruck hinterlassen" ("Hajom Jom" 14. Tewet).

Über die geistige jüdische Umwälzung in Frankreich sagte der heilige Admor (Zusammenkunft vom Schabbat Paraschat Wajeschew 5752, 'Hitwaadujot' 5752, 1. Teil, S. 404):

"Das ist die Neuerung unserer Generation gegenüber der Generation des Alten Rebbens - wie wir dies offen sehen in Frankreich:

Nach der Klarlegung und der Läuterung, welche durch Verbreitung der Tora und Jüdischkeit, sowie durch Verbreitung der Quellen in die Außenwelt während einigen Generationen vom Alten Rebben gemacht wurden und mit denen er Klärung und Läuterung auch in der ganzen Welt erreichte, erhielt unser Admor eine zusätzliche, erhabenere Kraft, um die Läuterung auch in Frankreich ausführen zu können.

Und im Allgemeinen, fing die Arbeit bereits beim Admor Maharasch an. Es ist bekannt, dass er einige Male nach Frankreich reiste und Menschen zu Jüdischkeit zurückbrachte und zusätzlich dort in Angelegenheiten von Chassidut wirkte, und nachher noch mehr - durch den Admor HaRaschab szl., der dort viele Male weilte, und in Menton, im Jahre 1912 (5672), den "Grundstein" zu der berühmten Serie von chassidischen tiefen Auslegungen bekannt unter dem Namen "Hemschech" legte, und dort auch einen Teil des "Hemschech" verfasste.

Er schickte Schriften und seine Briefe dorthin, und dort wurden auch einige Sachen zum Druck vorbereitet, zusätzlich zu den verschiedenen Toraworten, die dort geschrieben und (nachher) gedruckt wurden".

Solche Worte könnten heute auch für die Geschehnisse in Deutschland gelten.

Dutzende von Chabad Rabbinern deren Zahl größer wird und werden soll, dirigieren das Werk der Wiederbelebung der Jüdischkeit in den deutschen Städten, - sie arbeiten nicht mit eigenen Kräften, sondern mit der Inspiration von Chabad Rabbinern, die vor mehr als hundert Jahren geackert, gesät und die Aufopferung für dieses Unterfangen in diesem Land eingepflanzt haben.

Und jetzt, mit der großzügigen Hilfe der wohltätigen Familie Rohr, von Herrn Schmuel und dessen Sohn Herrn Jekutiel Jehuda, und durch den selbstlosen Einsatz von Raw Mosche Kotlarsky, dem Vertreter von "haMerkaz LeInyanei Chinich", kam das Judentum in Deutschland zum Aufblühen. In vielen Städten errichteten die Rabbiner Kindergärten, Schulen, Synagogen und Gemeindezentren, in Zusammenarbeit und im Rahmen der örtlichen jüdischen Gemeinden, in denen die Stimme der Tora und des Gebets und der ursprünglichen traditionellen Erziehung laut erklingt.

Es ist offensichtlich, dass das Pflügen unserer Rabbiner, und die Aussaat vor hundert Jahren heute gute Früchte sprießen lassen, indem jüdisches Leben innerhalb der Gemeinden hier heranwachsen, so dass es eine jüdische Zukunft gibt.

In den siebziger Jahren kam Herr William Stern, ein gebildeter Schweizer Jude zum Lubawitscher Rebbe, der von Zeit zu Zeit Deutschland besuchte. Herr Stern übersetzte sogar die Toragedanken des Rabbis von Englisch auf Deutsch, welche dann in europäischen Zeitungen veröffentlicht wurden.

Der Rebbe sagte ihm: "Ihr müsst dafür sorgen, dass Deutschland ein Ort für Tora wird."

Herr Stern erwiderte: "Wie kann so etwas sein, Deutschland ist doch eine geistige Wüste?", worauf der Rabbi antwortete: "Die Tora wurde auch in einer Wüste gegeben!"

Trotz des düsteren historischen Hintergrunds dieses Landes, oder vielleicht gerade deswegen, fand der Rabbi es wert, in diesem Lande tätig W sein.

Man überlässt ein verdienstvolles Werk einem Tag, der dies verdient. - Dieses Buch wird durch g-ttliche Fügung in den Tagen von der Einweihung des Jüdischen Bildungszentrums - Szloma Albamd Haus und Rohr Chabad Center in Berlin herausgegeben, am nachfolgenden Tag zum 18. Elul, dem Geburtstag von dem Baal Schem Tow, dem Gründer des allgemeinen Chassidismus, und dem heiligen Alten Rebben, dem Gründer der Chabad Philosophie.

Lange Jahre lang war Berlin das Symbol für dunkle Schreckensherrschaft, gingen doch von hier der Befehl "'judenrein" der Nationalsozialisten aus, um unser jüdisches Volk auszurotten.

Der Lubawitscher Rebbe als Teil des Zusammenbruchs des kommunistischen Regimes auch den Fall der Berliner Mauer vorhergesehen, der Mauer, die Ostberlin und Westberlin trennte.

Reb Feivel Kogan, ein aktiver Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Berlin hat jährlich den Lubawitscher Rebbe zu den Hohen Feiertagen besucht. Beim Verteilen des "Lekachs (Honigkuchen)", übergab ihm der Rabbi jedes Mal ein Stück Lekach und sagte: "Für Westberlin".

Im Jahre 1989, als Reb Feivel im Monat Tischri zum Rebben kam, gab er ihm nicht wie üblich ein Stück Lekach, sondern die Hand voll von Stücken und sagte: "Dos is far ganz Berlin" (das ist für ganz Berlin) …

Ungefähr einen Monat später, am 11.Cheschwan des Jahres 5750 brach die Mauer, die achtundzwanzig Jahren lang die zwei Teile der Stadt und eigentlich die zwei Teile des Landes getrennt hatte zusammen. Dies verursachte später die Auflösung des kommunistischen Regimes in Ostdeutschland und die Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland.

Dieser Tage weihen die Vertreter von Chabad Lubawitsch in Berlin, - Rabbiner Jehuda Teichtal, und mit ihm der Rabbiner Schmuel Segal, und ihre Familien - ein Jüdischen Bildungszentrum ein, von wo aus die Schönheit des Judentums für ganz Berlin ausstrahlen wird. Ein Zentrum, das mit G-ttes Hilfe ein Brennpunkt für Tora, Gebet und Wohltätigkeit, sowie für die Verbreitung der Quellen in die Welt sein wird.

In diesem Zentrum werden Kinder über jüdische Traditionen lernen, die jüdische Kultur erfahren. Hier werden vielen Leute hereinkommen, um jüdische Bildung zu erfahren, Tora zu lernen und zu beten, und hier, in der deutschen Hauptstadt, werden mit G-ttes Hilfe viele Menschen jeden Alters, zu einem offenen und aktiven jüdischen Leben herangezogen, auf freundliche Art und liebevolle chassidische Weise.

In der Nacht von Simchat Tora 1979 (5740), zur Zeit der Hakafot im internationalen Chabad-Zentrum 770 in Brooklyn, wandte sich der Rabbi zu Reb Feivel Kogan und sagte: "Ihr müsst in Berlin jüdisches Leben stärken durch Tora und Chassidismus!"...

Es scheint, dass die Einweihung des Zentrums für Tradition, für Tora und Wohltätigkeit inmitten von Berlin eine wichtige und entscheidende Stufe im Wachstum jüdischen Lebens in Berlin darstellt. Die Stärkung der Jüdischkeit ist die beste Antwort, die wir auf die dunkle Vergangenheit haben. Es setzt ein Zeichen, dass wir Dunkelheit mit Licht begegnen.

Dieses Buch ist folgendennassen aufgeteilt:

Erster Teil: Übersicht über die Besuche unserer Rabbiner in Deutschland; zweiter Teil: Ausschnitte aus Worten unserer Rabbiner über Deutschland und seine Bürger jüdischen Glaubens; dritter Teil: die Tätigkeit unserer Rabbiner zur Stärkung der Jüdischkeit unter den Juden in Deutschland; vierter Teil: der Kontakt unserer Rabbiner mit Persönlichkeiten und Rabbinern des deutschen Judentums; fünfter Teil: der Admor HaRaschab und der erste Weltkrieg.

Wir möchten bemerken, dass die 'Sichot' unserer Rabbis mit leichter Überarbeitung hier wiedergegeben sind, um dem Leser das Verstehen zu erleichtern.

Unser Dank gebührt unseren geehrten Freunden, welche bei den verschiedenen Etappen beim Redigieren des Buches mitgeholfen haben, Raw Michael Aharon Seligson, der uns seine Schätze zur Verfügung stellte; Raw Mosche Marinowski, für seine große Hilfe in Beratung und Redigieren; Raw Mordechai-Menasche Laufer, für seine große Hilfe bei der Materialsammlung; Raw Susche Grünberg; Raw Baruch Oberländer; Awraham Wolf, und Raw Susche Bruck.

Wir sind überzeugt, dass dieses Buch so wie die, welche vorher von uns veröffentlich worden sind, von der Leserschaft mit Wohlgefallen und Freude aufgenommen wird.

Unser flehentliches Gebet ist, dass wir in Bälde die wahre und vollkommene Erlösung verdienen sollen und die Erde wird so voll von Erkenntnis des Allmächtigen sein wie die Meere voll mit Wasser.

Raw Zusche Wolf

Jerusalem, am Vorabend des 18. Elul 5767